Mit La Fanciulla del West schufen Vincent Boussard uns sein Regieteam (Vincent Lemaire: Bühnenbild, Christian Lacroix: Kostüme, Guido Levi: Licht) einen großartigen Wurf, der an der Hamburgischen Staatsoper für Begeisterung sorgte. Einige Presseausschnitte:
„Der Regisseur Vincent Boussard rückt das Leid des Entwurzeltseins bei seiner Leseart von Puccinis La fanciulla del West ins Zentrum. Er und seine Mitstreiter haben die Geschichte in eine zeitlose Form gegossen, die dem Betrachter das Elend der Männer näher bringt, als es ein Kostümschinken mit Pferden und Pulvergeruch täte“ (Die Welt, 3.02.15). Diese Ansicht vertritt auch das Hamburgische Morgenblatt (3.02.15): „Vincent Boussard verzichtet auf Wildwest-Klischees: Das Ambiente mit den grünlichen Wänden und dem Strahlträgertresen wirkt beklemmend, fast bedrohlich“. Die Kieler Nachrichten (3.02.15) fügen hinzu: „Das französische Produktionsteam um den Regisseur Boussard, das an der Staatsoper bereits Puccinis Butterfly gnadenlos psychopräzise abstrahierte, findet so auch für den selten gespielten Italowestern eine wohltuend allgemeingültige Ebene. Nur Schattenrisse erinnern noch an Cowboy-Romantik. Die Goldgräber erscheinen selber als lieblos entwurzelte Fremdarbeiter von heute oder gestern. Eine gewaltschwangere Männergesellschaft, die aber auch Herz genug besitzt, Bares für die Heimreise zusammenzukratzen, wenn einer schon dem Wahnsinn nahe ist“.
Auch Concerti.de (4.02.15) zeigt sich von der Inszenierung überzeugt: „Welch ein Feingefühl beweist das Inszenierungsteam in der präzisen Zeichnung dieser Männergesellschaft, die sich in der unglücklichen Extremsituation der Frauenlosigkeit befindet. Da werden aus dem Kollektiv der Goldgräber immer wieder Einzelschicksale herausgeschält und berührende kleine Szenen angerissen, wie jene des noch sehr jungen Mannes, der auszog Gold zu schürfen und am Ende des Tages doch nur hilflos nach seiner Mutter ruft“.
Der Chor wird nicht als Masse betrachtet, sondern als Gesamtheit individueller Einzelcharaktere, wie es das Hamburger Abendblatt (2.02.15) hervorhebt: „Überhaupt die vielen Männer, entwurzelt, heimwehkrank und schnell zu Tätigkeiten zu reizen: Der Regisseur Vincent Boussard führte sie so virtuos, dass die Körpersprache dieses Kollektivs die Atmosphäre bestimmte“. Die Deutsche Presseagentur berichtet begeistert: „Mit einem fulminanten Chor-Geschehen, dem der Franzose Vincent Boussard mit einer realistisch bewegten Regie explosive Schubkraft für eine insgesamt schlüssige „Fanciulla“-Sicht gab.“
Das Schlusswort stammt aus dem Stader Tageblatt (3.02.15): „Nach für eine Puccini-Oper unglaublichen 84 Jahren hat Das Mädchen aus dem goldenen Westen wieder eine Premiere in der Staatsoper Hamburg gefeiert. Die triumphale Rückkehr räumte mit alten Vorurteilen auf und setzte neue Wertmaßstäbe frei“.
Vincent Boussard feiert nun sein Japan-Debüt mit einer Inszenierung von La Traviata am New National Theatre in Tokyo. Premiere am 10. Mai 2015. Alle Vorstellungstermine.
9.04.2015